Wenn Schnarchen gefährlich wird: Wie lässt sich eine Schlafapnoe behandeln und loswerden?

Lautes Schnarchen ist in den allermeisten Fällen glücklicherweise nicht gefährlich, sondern stört höchstens die Nachtruhe des Partners. Ernster wird es allerdings, wenn sich zum lauten Schnarchen Atemaussetzer gesellen, die Zunge zurückfällt und die Luftwege blockiert. Dann handelt es sich um eine schwere, behandlungsbedürftige Schlafstörung, an der vor allem ältere Menschen leiden. Doch auch jüngere können von Schlafapnoe betroffen sein – mit gravierenden Folgen: Tagsüber kämpfen die Betroffenen mit einer bleiernen Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder auch Sekundenschlaf. Der nachfolgende Beitrag erklärt, wann man von einer Schlafapnoe spricht und welche Behandlungsmöglichkeiten es für Betroffene gibt, um die nächtlichen Atemaussetzer loszuwerden.

Schlafapnoe: Krankheitsbild und mögliche Folgen

Typisch für eine Schlafapnoe ist ein immer wiederkehrender Kreislauf: Zunächst schlafen die Betroffenen, wobei sich ganz natürlich die Muskeln im Rachenraum entspannen. Nun aber rutscht die Zunge nach hinten und blockiert die Atmung. Da die Luft nicht mehr ungehindert über die Speiseröhre ausströmen kann, sammelt sich Kohlendioxid im Blut an. Darauf reagiert der Körper, indem er Nervensignale in Richtung Lunge sendet.

Dadurch, dass die Lunge ein verstärktes Einatmen zu erzwingen versucht und das Gehirn Alarm schlägt, schüttet der Körper Unmengen an Stresshormonen aus. Irgendwann wachen Betroffene auf, weil ihr Herz schneller schlägt und schnappen nach Luft. Sobald sie sich beruhigt haben, schlafen sie wieder ein und der Kreislauf beginnt erneut. Im Extremfall erleiden Betroffene bis zu 400 Atemaussetzer in einer Nacht.

Fatalerweise bleibt die Störung oftmals lange unentdeckt, da die Betroffenen ihre ersten Symptome auf andere Ursachen zurückführen. Wer morgens müde, mit Kopfschmerzen und einem trockenen Mund aufwacht und dazu tagsüber in Sekundenschlaf verfällt, sollte die Symptome auf jeden Fall ernst nehmen. Auch vermehrtes Wasserlassen, starker Nachtschweiß und Schwindelgefühle am Morgen deuten auf eine Schlafapnoe hin. Wird diese nicht behandelt, kann sie schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben:

  • Der Schlafmangel schlägt sich bei Betroffenen langfristig aufs Gemüt. Nicht wenige fühlen sich reizbar und angespannt. Langfristig steigt das Risiko für depressive Verstimmungen und Problemen im Berufs- und Privatleben.
  • Häufig beginnen die Betroffenen, in Folge der nächtlichen Atemaussetzer Bluthochdruck zu entwickeln. Damit steigt langfristig außerdem das Risiko für ernsthafte Herz-Kreislauferkrankungen.
  • Auch auf die Leber sowie den Zuckerstoffwechsel wirkt sich die Schlafapnoe negativ aus. Durch den nächtlichen Sauerstoffmangel wird die Leber dauerhaft geschädigt, sodass eine Fettleber-Erkrankung entstehen kann. Da auch die Blutgefäße und Nerven Schaden nehmen, kann langfristig Diabetes Typ 2 entstehen.

Wodurch entsteht Schlafapnoe?

Für die nächtlichen Atemaussetzer gibt es unterschiedliche Ursachen. Diese können körperlich, aber auch funktionell bedingt sein. Sobald die muskuläre Spannkraft ungewöhnlich stark nachlässt, kann es zur Schlafapnoe kommen. Mitunter kann auch eine Fehlleistung des Gehirns die Schlafstörung auslösen. Falls bestimmte Impulse fehlen, „vergisst“ der Körper, seine Botschaften an die beteiligen Muskeln auszusenden.

Gut zu wissen: Eine – auch dauerhaft – verstopfte Nase reicht nicht aus, um die Schlafapnoe auszulösen. Anders verhält es sich bei einer speziellen Nasenschleimhautentzündung (NARE-Syndrom), die weder infektiöse noch allergische Ursachen hat und bei Medizinern als Auslöser für Schlafapnoe anerkannt wird.

Welche Arten der Schlafapnoe gibt es?

Die Ärzte bedienen sich unterschiedlichster Möglichkeiten, um das Krankheitsbild Schlafapnoe zu behandeln.  Welche Therapie zum Einsatz kommt, hängt einerseits von der Schwere des Krankheitsbildes, andererseits von der Art der Erkrankung ab. Medizinisch lassen sich die obstruktive sowie die zentrale Schlafapnoe voneinander abgrenzen.

An der obstruktiven Schlafapnoe erkranken meistens Männer im Alter zwischen 40 und 80 Jahren. Sie liegt dann vor, wenn das laute Schnarchen im Wechsel mit den Atemaussetzern auftritt. Ursächlich für die obstruktive Schlafapnoe können neben organischen Dysfunktionen auch Körperfetteinlagerungen, Schwangerschaften bei Frauen oder Medikamente (Narkose- oder Schlafmittel) sein.

Eine zentrale Schlafapnoe wiederum tritt meistens im Alter infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Hiervon ist schätzungsweise nur ein Prozent der Weltbevölkerung betroffen; die Atempausen passieren trotz offener Atemwege. Insgesamt sind die Symptome weniger ausgeprägt. Als ursächlich sehen Ärzte hierbei neurodegenerative Erkrankungen, Fettleibigkeit und Veränderungen an der Brustwand an.

Wie unterscheidet sich Schlafapnoe von „gewöhnlichem Schnarchen“?

Normales Schnarchen folgt einem regelmäßigen Rhythmus. Bei Schlafapnoe hingegen sind die nächtlichen Schnarcher von Pausen durchsetzt. Auch können die Schnarcher ungewöhnlich laut sein. Eine Schlafapnoe liegt dann sicher vor, wenn Atemaussetzer begleitend zum unregelmäßigen Schnarchen auftreten. Richtig gefährlich wird es, wenn die Sauerstoffsättigung im Blut infolge der Aussetzer erheblich absinkt. Dann drohen langfristig die oben genannten Folgen, darunter ein plötzlicher Herztod oder auch Sekundenschlaf im Straßenverkehr, wodurch das Unfallrisiko steigt.

Schlafapnoe diagnostizieren

Treten die genannten Symptome auf, sollten die Betroffenen zeitnah den Hausarzt aufsuchen, um eine gesicherte Diagnose zu erhalten. Meistens beginnt der Arzt mit einer Befragung über die Symptome und nimmt anschließend eine körperliche Untersuchung vor. Hierbei kann er auch abklären, ob andere Erkrankungen wie COPD oder Bluthochdruck parallel vorliegen. Um die Schlafapnoe sicher nachzuweisen, stehen unterschiedliche Diagnosemöglichkeiten zur Wahl:

  • eine Blutuntersuchung, die vermehrt rote Blutkörperchen nachweist, die durch den nächtlichen Sauerstoffmangel entstehen
  • eine Blutgasanalyse, die zugleich den erhöhten Kohlendioxidgehalt nachweist
  • eine Untersuchung im Schlaflabor
  • ambulantes Screening mit einem tragbaren Messgerät, das während des Schlafens die Atmung überwacht

Sobald nachts mindestens fünf Atemaussetzer, die mindestens zehn Sekunden dauern, innerhalb von 60 Minuten vorliegen, gilt die Diagnose als gesichert.

Therapeutische Maßnahmen: So behandeln Ärzte die Schlafapnoe

Um den Betroffenen zu helfen, geht es nicht nur darum, die nächtlichen Atemaussetzer zu reduzieren. Ziel der Therapie ist auch, die Tagesschläfrigkeit zu lindern. Hierbei bedienen sich Ärzte der nachfolgenden Methoden:

CPAP-Therapie

Die sogenannte CPAP-Therapie steht für die Bezeichnung „Continous Positive Airway Pressure“ und gilt heute als Standardtherapie bei Schlafapnoe. Hierbei erhalten Betroffene eine sogenannte Atemüberdruckstherapie über eine Atemmaske. Es hängt vom jeweiligen Modell ab, ob die Maske entweder Nase oder Mund und Nase umschließt. Es gibt neben den „herkömmlichen“ Atemmasken Sonderformen, die keinen gleichbleibenden, sondern individuell angepassten Druck erzeugen (Auto-CPAP) oder beim Ausatmen den Druck verringern (BiPAP-Geräte).

Wichtig zu wissen ist, dass die Atemtherapie die Symptome durchaus lindern, aber die Störung nicht heilen kann. Um die Lebensqualität zu verbessern, kommt es außerdem darauf an, dass Betroffene mit dem Gerät richtig umgehen. Mitunter wird das Gerät beim Schlafen als lästig und unangenehm wahrgenommen, manche Menschen bekommen davon trockene Schleimhäute. Manchmal hilft es, den Beatmungsdruck etwas abzumildern. Bei Problemen ist es ratsam, sich insbesondere in den ersten Wochen intensive fachliche Unterstützung zu suchen.

Lagerungshilfen

Rückenschläfer leiden häufiger an nächtlichen Atemaussetzern und Schnarchproblemen. Daher wird häufig auch versucht, die Schlafstörung mit einer Lagerungshilfe zu behandeln. Zum Einsatz kommt etwa ein Vibrationsalarm, der sich bei einem unerwünschten Lagewechsel bemerkbar macht.

Operation:

Ein chirurgischer Eingriff dient bei Schlafapnoe meinst dazu, das Gewebe zu straffen oder Teile davon zu entfernen. Als Ergebnis soll der Patient freiere Atemwege haben, sodass die nächtlichen Aussetzer seltener auftreten. Eine gängige Methode besteht darin, das Gaumenzäpfchen zu straffen und davon Gewebeteile abzutragen.

Auch mithilfe einer kleinen Sonde (Radiofrequenztherapie) oder einem Laser lässt sich das Gaumengewebe straffen. Falls der Unterkiefer stark nach hinten geneigt ist, lässt er sich operativ vorlagern. Wie bei anderen Operationen sind die Eingriffe nicht gänzlich risikofrei, es kann zu Nachblutungen, Schmerzen und Wundheilungsstörungen kommen.

Unterkieferprotrusionsschiene

Handelt es sich um eine leichte bis mittelschwere Erkrankung, so entscheiden sich die Ärzte meistens für eine UPS, eine sogenannte Unterkieferprotrusionsschiene. Betroffene müssen diese angepasste Kunststoffschiene im Mund tragen, damit der Unterkiefer vorn bleibt und die Atemwege somit offen sind. Im Allgemeinen wird diese Therapie gut vertragen, meistens aber erst dann angewendet, wenn die CACP-Therapie erfolglos bleibt. Vorteilhaft bei der Schiene ist eindeutig ihre Größe. Sie ist so klein und kompakt, dass Betroffene sie problemlos unterwegs mitnehmen können.

Zungenschrittmacher

Bei nicht-übergewichtigen Patienten besteht noch die Option, einen Zungenschrittmacher einzubauen. Dieser funktioniert mithilfe von Elektroden, welche die Atmung überwachen und bei jedem Aussetzer elektrische Impulse abgeben. Eine zweite Elektrode sorgt dann dafür, dass sich der Zungenmuskel anspannt und die Atemwege frei bleiben. Nachteilig an dieser Methode sind die hohen Kosten von bis zu 20.000 Euro, die nur selten von den Krankenkassen getragen werden.

Schlafapnoe behandeln: Was können Betroffene selbst tun?

Neben der medizinisch angebotenen Therapie können Betroffene selbst aktiv werden und die nächtlichen Atemaussetzer mit einem gesunden Lebensstil versuchen abzumildern. Viele dieser Maßnahmen haben mit einer gesunden Schlafhygiene zu tun:

Kein schweres Essen am Abend: Wer an nächtlichen Atemaussetzern leidet, sollte mindestens drei bis vier Stunden vor dem Schlafengehen keine schwere Kost mehr zu sich nehmen. Auch alkoholische Getränke sowie Nikotin und Koffein sollten einige Stunden vorher nicht mehr konsumiert werden.

Ruhige Schlafumgebung: Weiterhin wirkt sich eine ruhige Schlafumgebung positiv auf die Erkrankung aus. Das A und O ist ein ruhiges Schlafzimmer, das weder zu warm noch zu kalt ist.

Gewicht abnehmen: Menschen mit starkem Übergewicht leiden häufiger an Schlafapnoe. Für sie besteht die wichtigste „Therapie“ zunächst darin, Pfunde abzunehmen. Dies gelingt durch eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit Obst, Gemüse und Ballaststoffen. Weiterhin sollten andere Lebensmittel, vor allem Weißmehlprodukte, Fast Food und zuckerhaltige Lebensmittel vermieden werden. Verlieren Abnehmwillige zunächst kaum Kilos, sollten sie eine Bewegungstherapie kombinieren und ein begleitetes Abnehmprogramm beanspruchen.

Medikamente prüfen: Weiterhin sollten Betroffene, die ihre Schlafapnoe loswerden wollen, ihre Medikamente überprüfen und ggf. anpassen. Für Raucher lautet die erste Empfehlung, unbedingt mit dem Qualmen aufzuhören. Nikotin ist langsames Gift für die menschlichen Blutgefäße, zudem lassen die Inhaltsstoffe im Tabakrauch die Schleimhäute anschwellen. Auch einige Medikamente wirken sich negativ auf das Schlafverhalten aus. Das können zum Beispiel Schlafmittel wie Benzodiazepine sein, welche die Muskeln entspannen, aber aufgrund des Abhängigkeitspotenzials allenfalls kurzfristig verschrieben werden.

Fazit: Schlafapnoe loswerden

Um Schlafapnoe loszuwerden, sollten Betroffene auf Eigenverantwortung setzen, andererseits die ärztlichen Hilfsangebote in Form der Therapien wahrnehmen. Für Übergewichtige geht die Behandlung mit einer Gewichtsreduktion einher, auch das nächtliche Schlafen in Seitenlage hilft bei einer ausgeprägten, meistens in Rückenlage auftretenden Schlafapnoe.

Begleitend kommt es auf eine gute Schlafhygiene an: Feste Schlafenszeiten, ein gut temperiertes Schlafzimmer, eine ausreichende Schlafdauer und das Vermeiden von Alkohol, Koffein und fettigen Speisen am Abend. Mitunter reichen diese Maßnahmen bereits aus, um die nächtlichen Atemaussetzer loszuwerden. Es bleibt zu empfehlen, immer auf den Rat der Ärzte zu hören. Bei einer ausgeprägten und schweren Schlafapnoe reicht eine gute Schlafhygiene alleine nicht aus. Dann sollten Betroffene unbedingt weitere Maßnahmen ergreifen und therapeutische Hilfsmittel nach ärztlicher Verordnung anwenden.